Die Zeit von 1970-1979

 

1970

Pfingstlager in Üdemerbruch vom 24.-26.05.

Zum 40-jährigen Bestehen des Stammes wurde ein Jubiläumslager durchgeführt. Die Zeltstadt wurde auf dem Gelände der Kurzestraße in Moers errichtet. Den Toilettenwagen haben wir mit Erich W. und seinem Traktor in Duisburg abgeholt. Unser Zirkuszelt wurde zum ersten Mal aufgebaut. Zu Gast bei uns war der damalige Grafschafter Gau. Zu der Festveranstaltung im Zirkuszelt waren auch Gäste aus Kirche und Politik gekommen. Ein Lustiger Abend mit Fakir und Feuerspucker Günther Sykow war ein großer Erfolg. Alt-Pfadfinder-Treffen mit dem Gründer des Stammes Anton Breitenstein hat im Saal Großterlinden stattgefunden.
Dabei waren auch die alten Pfadfinder aus den 30er Jahren wie Heinz Sicking, Hans Spann, Heini und Claus Eurich, Erich Rausch u.a.

 

1971

Sommerlager Neuenheerse vom 06.07.-22.07.

Dieses Sommerlager kann unter dem Motto “Jugend forscht” betrachtet werden. Als erstes Beispiel für den unbändigen Forscherdrang kann das Experiment zur Feststellung inwieweit das Zelt wasserdicht ist, gesehen werden. Wir (Hans-Jürgen S. und ich) wollten also wissen: Ist unser kleines Zelt wasserdicht? Wie stellt man so etwas ohne Regen fest? – Ganz einfach, man kippt Flüssigkeit, in der Regel Wasser, über das Testobjekt. Also, wir nicht faul oder doch etwas faul, marschierten ins Küchenzelt und schnappten uns den ersten, unbeschrifteten Kanister mit Flüssigkeit. Diese Flüssigkeit kippten wir umgehend über das Zelt. Oh Wunder, als wir merkten dass wir nicht den Wasserkanister sondern den Kanister mit Spiritus erwischt hatten. Das Zelt stank dermaßen, dass es nur noch verbrannt werden konnte.
Fazit: Kanister immer beschriften, bzw. Wasser aus dem Bach nehmen.
Auch die Natur birgt so ihre Geheimnisse. So war es eines Abends bzw. in der Nacht recht lauter Rabbatz hinter dem Küchenzelt zu vernehmen. Wir beeilten uns, mit Taschenlampen bewaffnet, zu sehen, wer diesen Lärm veranstaltet und staunten nicht schlecht, als wir die Igelfamilie sahen, die schmatzend unsere Reste vom Mittagessen – es waren Nudeln – verzehrten.

Wolfgang R. (*1954)

>Wir waren zu zweit, morgens auf dem Weg zum Bäcker; unterwegs trafen wir ein Huhn und einen Hund. Die Angst des Huhns vor dem Pfadfindergrill oder dem Hund – wer weiß – war groß, es flüchtete in des Bäckers Kellerloch. Aber irgendwie war der Hund auch in den Keller gelangt. Nachdem ein fürchterliches Spektakel im Keller entstanden war, kam der Bäcker und öffnete seine Kellertüre und entgegen flog ihm ein gerupftes Huhn und ein gefiederter Hund.

Hans-Jürgen S. (*1956)

Trinkwasser hatten wir von der auf dem Berg liegenden Quelle. Wir hatten so viel Wasser, dass wir uns auf der nebenliegenden Wiese einen Pool bauen konnten, für heiße Tage. Leider hatten wir nicht viel Freude daran, denn die Kälber in einer anderen Wiese hatten spitz bekommen, dass man hier baden dürfe.
Kurat Norbert Köster besuchte uns. Er kam von einer Party und brachte uns Spanferkel und Sauerkraut mit, welches wir mit Heißhunger vertilgt haben.

Friedel P. (*1953)

 

1972

Sommerlager auf Texel

Das große Sommerferienlager auf der niederländischen Insel Texel brachte für alle Beteiligten eine Menge an Spaß und im Nachhinein viel zu berichten. Wie bei allen Urlaubsberichten muss natürlich auch etwas zum Wetter gesagt werden. Grundsätzlich hatte es Petrus recht gut mit uns gemeint. Das Wetter war eigentlich recht schön und wir konnten uns nicht beklagen, bis zu jenem Tag, als der Regen kam und auch einige Tage verweilte. Es waren so ausgiebige Regenfälle, dass die in ihrem Zelt schlafenden Rover samt Luftmatratze sozusagen als “Treibgut” zum Zeltausgang gespült wurden.
Da wir dieses Wetter langsam satt hatten, beschlossen wir (Roland V. – der Olle, Hans-Jürgen S, Stickes, Friedel P., Holger S., Bernd S., Ulrich G. und ich Wolfgang R. – genannt Charly), einen Ausflug zu machen. Wir wollten die holländische Pfadfindermädchengruppe, die wir kennen gelernt hatten, die leider in der Zwischenzeit aber wieder nach Hause gefahren war, dort besuchen.
Ordnungsgemäß meldeten wir uns beim Käpt’n zur “Inselwanderung” ab, mit der strikten Auflage, die Insel nicht zu verlassen. An diesem Punkt müssen wir wohl nicht so genau hingehört haben, denn irgendwie landeten wir auf dem direkten Weg an die Fähre und setzen erst einmal nach Den Helder über. Von dort suchten wir eine Mitfahrmöglichkeit Richtung Alkmaar. Ein von uns angesprochener Binnenschiffer nahm uns mit. An Bord des Schiffes wollten wir unseren Hunger mit dem einzigen mitgenommenen Brot besänftigen. Ulrich G. gelang es, dieses Brot ins Wasser fallen zu lassen; wir hätten ihn fast hinterher geworfen. Abends schliefen wir im Straßengraben.
Am darauffolgenden Morgen machten wir uns zum nächsten Bauernhof auf. Dort wurden wir sehr freundlich aufgenommen. In der Milchkammer konnten wir uns waschen und zur Stärkung gab es noch Kaffee, das angebotene Frühstück haben wir jedoch abgelehnt. Dann setzten wir unseren Weg per Pedes fort. In Hoogwoud angekommen, ging es erst einmal zum Pastor. Dieser erlaubte uns, für die nächsten Tage im örtlichen Jugendheim zu übernachten. Nach 3-4 Tagen ging es wieder zurück. Dem Käpt’n haben wir eine Karte geschickt, damit er auch wusste, wo wir abgeblieben waren, und dass es uns gut ging.

Wolfgang R. (*1954)

Schlagworte wie: En Köbche Koffee von ne Frau Tinge-Lingeling, oder Heft je den Hahn jesiehn? – Nee, du denn?, sind Worte, die einem noch so im Ohr klingen.

Holger S. (*1954)

Marmor, Stein und Eisen – Die drei Akkorde der St. Georgspfadfinder

Ein schwüler Nachmittag, die wenigen, die da waren, dösten im Zelt, bis plötzlich an einer Gitarre gezupft wurde und das Lied der Lieder, das hohe Lied der Liebe, einfach so erklang.
N., der kurz bei uns zu Besuch weilte und als Musikus allein in einem luxuriösen Steilwandzelt nächtigte, hatte sich mit seinem Instrument nach langem Üben an das schwelende Lagerfeuer gesetzt und gab einen spektakulären Sprech-Schrei-Krächz-Gesang zum besten: Marmor, Stein und Eisen bricht – weit seiner Zeit voraus hatte er die Pionierakkorde von Punk und Deutscher Welle vorweggenommen. Wer aus seinem Zelt gekrochen kam, gelangte vor Lachkrämpfen kaum bis zum Sänger. Alle zuckten und bogen sich – immer wieder wurde von H., der Marmorbricht, eine Zugabe gefordert. N. besaß dank einer gewissen Einfalt des Willens die besondere Gabe zur Interpretation, gerade weil er auf dem Instrument die wenigen Griffe zwar technisch vielleicht unvollkommen, aber mit musikalisch höchster Anmut intonierte.

Ulrich G. (*1954)

 

1973

Sommerlager Asseln

Herausragendes Ereignis war die Tatsache, dass auch die Pfarrjugend mitgefahren war. Die Mitglieder schliefen nicht, wie es sich für ein richtiges Sommerlager gehört, im Zelt, sondern hatten ein festes Dach über dem Kopf und pennten auf Feldbetten der Bundeswehr. Ein Teil der Pfadfinder veranstaltete ein Kanupartie von Karlshafen nach Holzminden. Als wir in Holzminden angelegt hatten, mussten wir ein Nachtlager ausfindig machen. Wir sprachen mit dem Bademeister des nahe gelegenen Freibads. Dieser erlaubte uns, in den Umkleidekabinen zu übernachten. Am nächsten Tag ging es wieder in Richtung Karlshafen. Alle Teilnehmer sind heil und mehr oder weniger trocken am Zielhafen angekommen.

Winfried R. (*1956)

Im Sommerlager Asseln und in der Schützenhalle hatten wir viel zu lachen aber auch viel Arbeit. Mit dem gesponserten LKW mit Kran und Anhänger der Firma Gerhard von Eyck, hatten wir von der Bundeswehr in Bocholt Feldbetten geholt. Die Schützenhalle wurde mit angefertigten Trennwänden aus Moers ausgestattet, damit Männlein und Weiblein getrennte Schlafkojen und Waschräume hatten. Liebeskummer war des öfteren zu beobachten, dass sogar der Käpt’n, der mit seinen Jungen im Zeltlager hauste, die heulenden Mädchen von der Straße an der Schützenhalle holen musste. Viel Spaß hatten die Pfadfinder mit ihrer Seilbahn im Lager. Um bei Kräften zu bleiben, haben wir auch mal ein Schnäpschen getrunken. Da wir aber keine Pinnekes hatten, war die Suppenkelle gerade das Richtige.

Alfons S. (*1932)

Bevor ich N. aus den Augen verlor, brachen er, Jürgen N. und ich unmittelbar nach einem Sommerlager wieder zu einer Fahrt nach Holland auf. Erstes Ziel war das Sündenbabel Amsterdam, wo jeder, nach rauschhaft geschlechtergemischten Lagerfeuernächten auf Texel, eine imaginäre Freundin zu haben glaubte....
Wir reisten in seinem alten Käfer, den er während des letzten Zeltlagers für eine Action Painting zur Verfügung gestellt hatte. Koopmann hätte dieses unsittliche Attentat auf das Automobil damals gern verhindert und schaute dem Treiben aus der Ferne eher skeptisch zu. Aber bedenken wir: Käpt’n Koopmann war und ist ja ein Zenmeister aller lebenden Georgspfadfinder – denn er fördert jeden bei der eigenen Selbstentfaltung, egal ob zum allwissenden Säufer oder zum Meister der Schnitzeljagden in höhere Gefilde. Und er hat uns, die wir von traumatisierten (ja damals schon!) mehr oder weniger hilflosen Eltern einer ganz und gar vaterlosen Gesellschaft abstammen, dann doch noch den letzten Schliff erteilt.
Zurück – kurz vor der holländischen Grenze wurde N.s knallbunter Käfer angehalten, da der hintere Reifen gefährlich herumeierte. Über Nebenstraßen und –wege fuhren wir Pfadfinder mit Tempo 20 als künstlerisches Verkehrshindernis wieder nach Moers. N. ist mit seinem Pop-Käfer samt eierndem Hinterreifen noch Monate oder sogar Jahre eigensinnig durch Moers gefahren. “Gut Pfad!” – von ihm lernte ich zuletzt, was unsere Losung eigentlich zu bedeuten hatte.
Natürlich engagierte er sich, wie so viele damals, in der Politik. Auch ich – zu jener Zeit eher mit sozialistischen Ideenschmieden sympathisierend – trat ihm zuliebe der Jungen Union bei: Wir Jungpfadfinder wollten, dass H. durch unsere Stimmen zum Ortsvorsitzenden gewählt würde. Nur er hätte alles Schwarze in helles Morgenrot verwandelt. Außerdem hatte er für unser Votum ein bacchantisches Trinkgelage avisiert. Seinem Genie konnte niemand einen Wunsch abschlagen – tatsächlich machten dann einige von uns auf diese Weise später in der CDU Karriere .....

Ulrich G. (*1954)

 

1974

Sommerlager Siegburg-Seligenthal

Um überhaupt zelten zu können, mussten wir den Platz von hohen Brennnesseln mit der Sense befreien. Erstmals hatten wir eine Warmwasserdusche (Marke Eigenbau) installiert und zwar war es nur ein Versuch. Das fürchterliche Geschrei, das des öfteren erschall, war nur darauf zurückzuführen, dass die Heißwasserschläuche “mal” fliegen gingen.

Heinz Koopmann

Erinnern kann ich mich an die Fahrt eines vollbesetzten Bollerwagens, der den Weg zum Lager verpasste und den Hang hinunterrollte und in den hohen Brennnesseln zum Stehen kam. An ein Mittagessen mit Kartoffeln, Schwarzwurzeln und Leberkäse, wo uns allen schlecht von geworden war. An eine Stadt, die wir aus Abfällen, Holz und unmöglichen Sachen am Bach gebaut haben.

Michael S. (*1963)

Ein richtig alter Leiterwagen, der der Roten-Kreuz-Jugend gehörte und von ihnen zum Bierholen benutzt wurde, stand da herum währen die ihren Rausch ausschliefen. Da haben wir uns den Bollerwagen geschnappt und sind damit immer den abschüssigen Weg von der Straße zum Lager runtergefahren. Man konnte sich reinsetzen und vorn mit der Deichsel lenken. Wagemutige haben sich auch reingestellt. Einmal haben Porky und Mick S. ein Team gebildet. Wegen des nicht-geringen Eigengewichtes der beiden war die Beschleunigung hoch und das Steuern schwierig. Beide waren nur mit Badehose bekleidet. Sie kriegten die Kurve nicht und verschwanden in den mannshohen Brennnesseln. Großes Geschrei und großes Gelächter.
Der kleine Porky (Thomas J.) und der große Dieter L. gehen ins Dorf. Ein junges Mädchen begegnete ihnen. Porky hat ihr im Vorbeigehen auf den Hintern gehauen und sich schnell geduckt. Dieter kam mit fünf Fingern auf der Backe schwer angesäuert ins Lager zurück.
Einer von den Kapellenern (Norman G.) hat regelmäßig seinen Aussetzer gekriegt und wollte nach Hause. Der packte dann akkurat seinen Koffer und ging los. Pfiffige Rover ließen ihm einen gewissen Vorsprung, dann war die Jagd auf ihn freigegeben. Die Rückkehr gestaltete sich wie das Heimbringen einer Jagdtrophäe nach einer Großwildjagd in Afrika.
Ausflug auf den Drachenfels. Auf dem Weg nach oben kletterten wir (Jufis) auf einem Baum herum und brachen einige Äste ab. Eine ganze Familie tauchte auf und Papa faltete uns zusammen. Unser Leiter Larry (Achim N.) war der Situation nicht gewachsen. Dann tauchte Udo auf, schob Achim mit einer Hand zur Seite, packte den zeternden Familienvater mit beiden Händen am Kragen, hob ihn ca. 20 cm in die Luft und fragte: Biste eigentlich besoffen oder was? Der Mann verneinte dies, wurde gleich wieder auf den Boden gestellt und machte sich kommentarlos aus dem Staub. Das hat uns ungeheuer beeindruckt. Larry erklärte uns aber, dass diese Geschichte nicht unbedingt in unseren Erzählungen zuhause auftauchen bräuchte. Deshalb steht sie jetzt erst hier.
Udo besaß eine alte Lederjacke, die war am Ärmel eingerissen. Porky beschloss daraufhin, Udo aus seiner Misere zu helfen und überzeugte ihn davon, dass man daraus eine kernige Weste machen könne. Er ging ins Küchenzelt und nahm das beste und größte Fleischmesser aus dem Geburstagsgeschenk-Messerset von Friedel P. Damit ging er zu einem Felsen, legte die Lederjacke darauf und schnitt die Ärmel ab. Folge: Messer total schartig, Friedel am Toben, Porky dicke Backen.
Seit dem Lager esse ich keine Schwarzwurzeln mehr. Ich habe es kürzlich zum ersten Mal wieder bei Schwiegermuttern versucht. Als ich aufstand, kam ich nicht so schnell ins Bad, wie es nötig gewesen wäre. Nie wieder Schwarzwurzeln!

Wolle O. (*1962)

 

1975

Osterfahrt nach England 01.04. bis 09.04.

01.04. – Geschäftiges Treiben herrscht in aller Frühe am Moerser Don-Bosco-Heim. Voller Erwartung geht es zum Duisburger Hbf. Als wir den Zug in Oostende verließen, schob sich eine kaum übersehbare Menschenmasse auf die Fähre zu. Nach zweistündiger Wartezeit gelangten wir endlich fluchend an Bord des Schiffes. Jetzt folgte eine Überfahrt, die dreieinhalb Stunden dauerte und bei der alle froren. Die Innenräume des Schiffes waren überfüllt und man musste aufs Deck ausweichen. Aber es hat trotzdem allen Spaß gemacht. Wir kamen um 7.30 Uhr in Dover an und quälten uns nun in den Zug nach Viktoria Station in London. Schließlich kamen wir erschöpft um Mitternacht in Chalfont Heights an. Da wir mehr Pfadfinder als geplant waren, mussten in die Zweibettzimmer noch Pritschen gestellt werden, so dass es ziemlich eng wurde.
02.04.– Um 9.00 Uhr stärkten wir uns erst einmal mit einem original englischen Frühstück: Tomatensuppe mit weißen Bohnen und danach Cornflakes, Stüttchen mit gesalzener Butter und Orangen-Marmelade. Hierauf besichtigten wir das Lager. Nach dem Mittagessen begaben wir uns in den nahe gelegenen Ort St. Peter, wo wir Geld wechselten und einen ersten Stadtbummel unternahmen. Am Nachmittag trimmten wir uns durch ein kleines Fußballspiel. Dann kam ein englischer Pfadfinder und tauschte mit uns Abzeichen, wobei manche ihre ganze Kluft von den Abzeichen entfernten.
03.04. – Um den 9-Uhr-Zug nach London zu erreichen, mussten wir alle schon um 7.00 Uhr aufstehen. Der Lagerleiter fuhr uns zum Bahnhof, so dass wir eine beträchtliche Strecke nicht laufen mussten. Voller Erwartung stiegen wir in den Zug ein und entkamen so für eine Weile der draußen herrschenden sibirischen Kälte. Im Laufe des Tages besuchten wir folgende Sehenswürdigkeiten: Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett, Trafalgar Square, Horse Guards (die Soldaten sprechen tatsächlich nicht!), Downingstreet 10 (wo wir die Hilfsbereitschaft der englischen Bobbies erlebten. Eine Frau kam mit ihrem Fotoapparat nicht klar und sofort waren die Polizisten zur Stelle und halfen. Dann ließen sie sich bereitwillig mit ihrem Töchterchen knipsen), Big Ben, Westminster Abbey und House of Lords. Nach dem Mittagessen kamen wir zum Buckinham Palace (gehisste Flagge – Queen anwesend), durchquerten den St. James Park und besuchten den Piccadilly Cirkus, der etwas kleiner erschien als auf den bekannten Bildern. Nun kehrten wir zum Bahnhof zurück und kamen dabei noch einmal zum Trafalgar Square. Am Bahnhof fielen uns die Londoner Taxis auf, die es anscheinend nur in Schwarz gibt.
04.04. – Am Nachmittag ergab sich die Möglichkeit, eine Fahrt nach Windsor anzutreten, mit der wir gar nicht gerechnet hatten. Um 14 Uhr begann dann die Tour, die wir in den beiden Kombis zurücklegten. Bei der Besichtigung des Sommersitzes der Königin, die auch diesmal gerade wieder anwesend war, erlebten wir eine tolle Wachablösung. Um 17 Uhr traten wir die Heimfahrt an.
05.04. – Um zu zeigen, dass wir nicht nur als Touristen gekommen waren, erklärten wir uns bereit, dem Lagerleiter zu helfen, einen Abenteuerspielplatz zu bauen, der für eine Grundschule gedacht war. Da die Arbeit schnell vorankam, hatten wir an einem Tag einen Sandkasten, eine Leiter, ein Klettergerüst, eine Slalomstrecke aus Autoreifen und zwei Sitzbänke fertig gestellt. Als Ausgleich stiegen wir dann um 16 Uhr in der gleich neben dem Camp gelegenen Reitschule auf die Rücken der Pferde, was uns allen sehr viel Freude bereitete. Am Abend erwartete uns dann noch eine weitere riesige Überraschung. Der dortige Bezirkschef der Pfadfinder gab für uns ein original englisches Dinner, wozu wir auch englische Pfadfinder aus dem Camp erwarteten. Mit denen verstanden wir uns gut und so war es kein Wunder, dass bald darauf Adressen, Abzeichen und sogar ganze Kluften die Besitzer wechselten.
Das fantastische Essen ist es wert, genauer beschrieben zu werden:
1.Gang: Pastete mit Brot und Gemüse, dazu Moselwein 2. Gang: Rosted Turkey mit Kartoffeln, gerösteten Kartoffeln, Yorkshire Pudding, Karotten und Rosenkohl 3. Gang: Applepie (ein toller Pudding, der aber für unsere Verhältnisse etwas zu sauer war 4. Gang: acht Sorten Käse mit Portwein, bei dem etliche Trinksprüche gehalten wurden. Danach gingen wir in ein anderes Haus des Camps, wo wir zusammen mit noch einer anderen Pfadfindergruppe einen Liederabend veranstalteten. Dort hinterließen wir mit unserem Lied “O Alele” großen Eindruck.
06.04. – Diesen Sonntag benutzten wir, um die legendären Sprecher im Hyde Park am Speakers Corner in der Nähe von Marble Arch zu besuchen. Nachdem wir den Park ausgiebig besichtigt hatten, erlebten wir eine Parade der englischen Armee, bei der wie die Königin Mutter zu Gesicht bekamen. Danach beschlossen wir, das Wahrzeichen Londons anzusehen – die Tower Brigde. Wir besichtigten natürlich auch die kostbaren Kronjuwelen im Tower.
07.04. – Diesen Tag benutzten wir zu einem Besuch der sehr bekannten Universitätsstadt Oxford, wobei ein US-Shop entdeckt wurde, der allen sehr gefallen hat, denn fast jeder hatte etwas daraus gekauft.
08.07.75 – Den vorletzten Tag unserer Abenteuerreise benutzten wir, um dem Baden-Powell-House in London einen Besuch abzustatten. Aber das war leichter gesagt als getan, denn das Haus war gar nicht leicht zu finden. Auf diese Weise aber kamen wir durch das Botschafterviertel und an Scotland Yard vorbei. Nach dem Mittagessen in der Bar im Keller des Baden-Powell-House gingen wir zur berühmten Carnaby Street, die uns maßlos enttäuschte, da wir uns eine riesige Einkaufsstraße vorgestellt hatten, die aber dann nur eine kleine Gasse war. So zogen wir schnell weiter zum Piccadilly Circus, wo wir Gelegenheit bekamen, Geschenke für die Bekannten, Verwandten und Eltern mitzubringen.
09.04.75 – Nun war leider der Tag der Heimreise gekommen. Zur Underground mussten wir über 2 km lang unsere schweren Koffer schleppen, was eine ziemliche Strapaze war. Aber damit nicht genug. Zunächst stiegen wir in die falsche Linie ein und mussten deshalb wieder zurück. Endlich am Victoria Station angekommen, zwängten wir uns in den Zug nach Dover. Wir konnten uns vor lauter Enge kaum bewegen. In Dover kamen wir sehr schnell durch den Zoll und dann auf das wartende Schiff. Diesmal froren wir zwar nicht, aber den meisten war wegen des hohen Wellengangs schlecht. Deshalb waren wir froh, als wir in Ostende den Zug nach Hause besteigen konnten. Nachdem uns seit der Underground nichts mehr passiert war, musste uns natürlich hier im Zug noch etwas zustoßen. Einige von uns saßen im Speisewagen, als dieser plötzlich abgehängt wurde und wir so nicht wussten, wo unsere Kameraden geblieben waren. Glücklicherweise warteten diese in Aachen auf uns, so dass wir alle wieder vollzählig zusammen waren. Zuhause angekommen konnten wir einen riesigen Zeitungsartikel über uns lesen mit der Überschrift: “Moerser Pfadfinder bauten einen Abenteuerspielplatz - Ferien in einem englischen Scout Camp / Rückkehr aus Chalfont”

Burghard S. und Norbert S.

Sommerlager Texel vom 18.07.-08.08.

Der Transport unseres Materials wurde von der Firma Breuer gesponsert. Als wir auf der Hinfahrt zur Insel Texel hörten, dass ein Stau von mindestens 10 km vor der Fähre in Den Helder wäre, haben wir sofort eine Pause eingelegt, den Eis-Container die Hörnchen und den Portionierer von M. rausgeholt und uns so die Pause versüßt. Die vorbeifahrenden Holländer sind vor Neid erblasst.

Friedel P. (*1953)

Ein kleiner Junge namens Michael durfte keinen Sport treiben und tat es doch. Er brach sich das Nasenbein. Er lag dann eine ganze Woche im Krankenhaus von Den Helder. Nach seiner Entlassung ging’s sofort auf Garnelen-Fang, mit einem breiten Pflaster über der Nase.

Josef S. (*1934)

Mit dem Kutter TX 27 sind wir auf Garnelenfang gefahren. Beim Fang sind auch Schollen ins Netz gegangen. Die Garnelen wurden an Deck in großen Kesseln gekocht und die Schollen, 2 Säcke voll, bekamen wir geschenkt. Im Lager wurden die Schollen gereinigt und dann gebraten und dann verzehrt. Herrlich... . Einmal gab es im Lager aus einem 60 l Topf Nachtisch. Als der Topf leer war, hingen doch tatsächlich einige kopfüber, darunter auch Porky, im Topf, um die Reste auch noch zu vertilgen.

Michael S. (*1962)

Im Lager 1975 haben wir unseren Jupp S. geärgert, weil er auf seiner Glatze einen Knubbel, einen Furunkel oder so was ähnliches hatte. Abends im zelt haben wir uns darüber unterhalten und gelacht. Was wir aber nicht wussten, Jupp stand hinter dem Zelt ....... und dann gab’s langen Hafer!

Klaus M. (*1961)

Wir hatten im Lager oft unter der brütenden Hitze zu leiden. In den 3 Wochen waren wir deshalb fast jeden Tag am Strand. Das Lager war schon abgebaut und eine andere Gruppe hatte sich schon auf dem Platz breitgemacht, die uns dann immer im Weg standen. Da sahen sich Roland V. und einige seiner Leute dazu veranlasst, den Regentanz der Navaho-Indianer aufzuführen. Je länger der Tanz dauerte, desto dunkler wurde der Himmel über Texel, der dann etwas später seine Schleusen öffnete.

Friedel P. (*1953)

 

1976

“Hallo Freunde” Landertreff-Jungpfadfinder in Xanten

Man hat mir erzählt: In dem Lager baute der spätere selbst ernannte Diplom Pfadfinder Michael M. seine Vor-Diplom-Arbeit. Einen Bannermast, mit dem später Heinz-Christian B., Pillhun und Rainer P. zusammenkrachten. Im gleichen Lager zerschmetterte Wiebär (Hans-Bernd W.) seine Mofa am Kilometerstein.

Wolle O. (*1962)

Jufi-Diözesanlager “Auf den Spuren der Römer”

Wir Jufis waren in Xanten/Birten im Diözesanlager “Auf den Spuren der Römer”. Die Gruppen hatten sich vorher schon auf das Lager vorbereitet. Wir hatten uns römische Kleidung gebastelt, tolle blaue Römerhelme, Brustpanzer und runde blaue Schilder mit roter und weißer Bemalung, eine römische Standarte mit den Moerser Farben und Käpt’n hatte einen Wagen gebaut, der nicht von einer Quadriga sondern von Jufis gezogen wurde. Wir sahen richtig echt aus. Den Wagen hat es noch lange gegeben. Er wurde später mit einem Rasenmäher-Motor bestückt und als Dreirad gefahren.
Es gab tolle Lagerfeuer in den Lagerbezirken und ein tolles gemeinsame Lagerfeuer. Der Höhepunkt war der Römertag in Xanten. Den Archäologischen Park gab es damals noch nicht, es standen nur die Fundamente des Amphitheaters. Wir machten einen großen Umzug. Um den Dom und Markt waren die Stände aufgebaut. Auf dem Sklavenmarkt gab es Leiter zu kaufen, die dich dann bedienen mussten. Es gab Wagenrennen, Glasblasen und Münzengießen, Ringkämpfe und vieles mehr. Zum Abschluss gab es einen speziell für uns gestalteten richtig schönen und mitnehmenden Gottesdienst im Dom für die fast 2000 Jufis der Diözese, die alle in der Römerverkleidung teilnahmen. Bis auf die Zentralverpflegung durch die Malteser war es ein beeindruckendes Lager!

Wolfgang O. (*1962)

Parisfahrt der Pfadfinder 05.04-15.04

Nach dem Sammeln am Don-Bosco-Heim ging die Reise am 05.04. um 11.45 ab Duisburg Hbf los. Zuerst mussten wir in Köln umsteigen und dort wurden dann die ersten Butterbrote gegessen. Wir erwischten einen ziemlich guten Waggon und so kamen wir gutgelaunt um 20.00 Uhr franz. Zeit in Paris-Nord an. Dann wollten wir mit der Metro und einem Vorortzug zu unserer Unterkunft fahren, aber aufgrund eines Missverständnisses kamen wir am falschen Bahnhof aus und nachdem wir uns vergeblich um Taxis bemüht hatten, gingen wir zu Fuß weiter. Da wir keinen Stadtplan hatten, wusste keiner, wohin. Schließlich fanden wir mit viel Glück und pfadfinderischer Geduld gegen 24.00 Uhr unser Heim auf der Seine. Das war für die meisten ein Schock. Man hatte sich alles so ähnlich vorgestellt wie in England, wo man mit 3 Mann in einem Zimmer schlief und genügend sanitäre Einrichtungen vorfand. Hier aber wurden alle auf 2 Zimmer verteilt und es waren gerade 1 Toilette und 2 Duschen, die außerdem noch mit einer anderen Gruppe geteilt werden mussten, vorhanden.
06.04. – Morgens richteten wir unsere Räume erst einmal richtig her und langsam fing uns das Hausboot an zu gefallen. Bei Licht besehen sieht ja alles etwas anders aus. Den Morgen nutzten wir für erste Besorgungen in der Stadt, Geld umtauschen und einen Besuch bei der Post. Nachmittags fuhren wir dann zum ersten Mal nach Paris und besichtigten den Invalidendom, das angegliederte Militärmuseum und den Eiffelturm. Um hochzufahren, war es zu spät, also fuhren wir wieder nach Hause.
07.04. – An diesem Tag standen wir ziemlich spät auf, aßen gegen 13 Uhr zu Mittag und setzten uns dann in den Zug nach Versailles. Hier besichtigten wir die Anlagen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Als wir danach mit einigen Schwierigkeiten den Bahnhof endlich wiedergefunden hatten, kamen wir gegen 20 Uhr wieder zuhause an. Abends schnitt sich dann Bernd W. in der Seine den rechten Fuß auf, nachdem er mit einigen anderen aufgrund einer Wette hineingesprungen war. Sofort wurde er von der Polizei mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren, damit sein Fuß genäht werden konnte.
08.04. – Wir standen gegen 11.30 Uhr auf und beschenkten unseren Gruppenleiter Rüdiger, der Geburtstag feierte, mit einer ziemlich guten Pfeife, worüber er sich offensichtlich sehr freute. Wir hatten unseren freien Tag und erledigten alle möglichen Dinge, um uns die Zeit zu vertreiben. Abends spendierte Rüdiger dann ein 30 Liter Fass Rotwein und es wurde ein zünftiges Fest gefeiert. Dies bekam nicht allen gut und so mussten einige andauernd auf die Toilette, ans Fenster oder an die Reling.
09.04. – An diesem Tag hatten wir ein Bombenwetter und fuhren mittags auf den Eiffelturm, gingen dann weiter zum Place de la Concorde mit dem Obelisken. Durch die herrlichen Tuilerien kamen wir zum berühmten Museum Louvre. Soviel Kunst auf einmal konnten wir natürlich nicht alles in einer Stunde schaffen und so beschränkten wir uns darauf, die berühmte Mona Lisa von Leonardo da Vinci zu betrachten. Einige interessierten sich auch für die hochinteressante Ausstellung griechischer und römischer Götterstatuen.
10.04. – Nach dem Frühstück um 10.00 Uhr, das uns übrigens sehr gut schmeckte, besichtigten wir nachmittags den Pariser Flohmarkt. Abends besuchten wir die berühmte Kirche Sacré Coeur und auf dem Mont Martre das genauso bekannte Künstlerviertel. Hier ließen sich die meisten von uns eine Karikatur oder ein Bild malen, was allen sehr gefiel. Von dort gingen wir weiter und besichtigten das Vergnügungsviertel Pigalle und tranken gegenüber dem Nightclub Moulin Rouge die teuerste Cola der ganzen Fahrt: sie kostete 5 Franc. In der Metro hatten wir anschließend ein sehr unerfreuliches Erlebnis. Bea und Gabi wurden von Profi Taschendieben Geld und Ausweise gestohlen. .....
11.04. – Von diesem Tag gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Wir verschliefen ihn praktisch auf dem Sonnendach, hörten Musik und bräunten uns unter der Pariser Sonne.
12.04. – Dieser Tag galt den beiden Hauptattraktionen von Paris .... Der Champs-Elysées und dem Triumphbogen. Über diese Straße zu gehen, war wirklich ein Erlebnis. Es gibt wohl kaum eine schönere Straße als diese... Also einmalig. Der Triumphbogen war auch bemerkenswert. Von dort hatte man einen tollen Einblick in französisches Fahrverhalten.
13.04. – An diesem Tag standen Notre Dame und das Studentenviertel Cartier Latin auf dem Programm. Das Studentenviertel gefiel uns allen sehr gut und man konnte richtig sagen: “ Das ist Paris.”
14.04. Den vorletzten Tag unseres Aufenthaltes nutzten wir zu einem Einkaufsbummel durch die Pariser Kaufhäuser (Samaritaine) und kauften Geschenke für die “Lieben” daheim. Abends hatten wir in einem kleinen Lokal ein typisch französisches Essen bestellt, das uns allen vorzüglich mundete. Nachdem uns Geburtstagskind Günter S. (der am Vortag auf dem Pariser Flughafen irrtümlich als Terrorist festgenommen worden war), dann noch zu seinem 18. Geburtstag einen ausgegeben hatte, wankten wir um 24.00 Uhr ins Bett.
15.04. – Morgens packten wir die Koffer und machten uns auf den Weg zum Vorortbahnhof . Von dort ging es mit der Metro schwerbepackt zum Hauptbahnhof Paris-Nord. .... Diesmal erwischten wir keinen so guten Waggon und so mussten wir uns zu 8 in einem Abteil zusammenpferchen. Gegen 24.00 Uhr abends kamen wir wieder in Duisburg Hbf an und können nun auf eine ziemlich gelungene Fahrt zurückblicken.

Markus F. (*1960), Norbert S.

In unserem Hausboot auf der Seine war eine Toilettenbrille defekt und eine verschwunden. Wir mussten deshalb für Ersatz sorgen. Etwa 100 m entfernt lag ein Badeschiff, unbrauchbar und halb abgesoffen in der Seine. Hier haben wir die uns fehlenden Brillen abgebaut.

Michael M. (*1962)

Sommerlager in Ettelbrück, Luxemburg vom 16.07.-06.08.

Wir hatten unser Fernrohr mit ins Lager genommen und einbetoniert. Um die Olympiade in Montreal nicht zu verpassen, hatten wir einen Fernseher im Zirkuszelt aufgebaut. Eine in der Nähe befindliche Kartoffelschälfabrik, die Pommes herstellte, stellte uns geschälte Kartoffeln zur Verfügung. Das Krankenhaus in Ettelbrück war von uns gut genutzt. Schnitt- und Beilverletzungen und sogar ein Beinbruch waren zu vermelden. Mit dem Zug sind wir nach Luxemburg gefahren, um die Festung und die Kasematten zu besuchen.
Ich habe einmal im Lager einen Durchfall bekommen. Ich glaube, dass es an den fettigen Bratkartoffeln gelegen hat. Es hat Jahre gedauert, bis ich wieder welche gegessen habe. Selbst meine Mutter hat es damals nicht geschafft, mir Bratkartoffeln anzudrehen.

“Prof” Frank S. (*1964)

Rüdiger P. war mit einigen Leuten unterwegs gewesen, um einen Schlummertrunk zu sich zu nehmen. Als er zu später Stunde ins Lager zurückkam, vermisste er seine geliebte Ente. Nach langer Suche fand er sie wieder. Wir hatten ein Zelt über sein Vehikel gestülpt.
Mehrmals wurde im Lager das Jufi-Zelt über den Köpfen der Jufis des Nachts weggetragen, die dann morgens unter freiem Himmel aufwachten.

Wolfgang S. (* 1962)

Wir sind auch morgens schon mal wachgeworden, und es standen die Milchkühe im Vorzelt. An einem Morgen hatten sie sich sogar das Jufizelt ausgesucht. Jedes Mal fuhr einem dann der Schrecken in die Glieder.

Thomas P. (*1964)

Erinnerungen an die Pfadfinder-Zeit

Hallo Heinz, auch ich habe eine Menge Erinnerungen an unsere Pfadfinder Zeit im Stamm St. Josef Moers.
So erinnere ich mich an die 50er Jahre, an den Schulhof der Kastell-Schule, an deren Zaun in der großen Pause ein “Käpt’n” stand und Nachwuchs für die Pfadfinder rekrutierte, an die 60er Jahre, in denen wir mit dem Fahrrad ins Sommerlager fuhren, das ganze Lager auf dem Gepäckträger, den Rest im Pappauto Loyd von Norbert B., an die 70er Jahre, als H.B. W. als ganz progressiver Scout mit dem Mofa ins Pfingstlager nach Marienbaum fuhr und beim ständig provozierten Überholmanöver im hohen Gras des Radweg Seitenstreifens mit vollem Speed gegen einen Betonpfahl prallte. Ergebnis: Mofa Schrott, steht heute noch bei dem Bauern an der Straße, Abtransport mit Blaulicht, 1 Woche Krankenhaus wegen Gehirnerschütterung und immer der gleichen Frage: “Wo bin ich?”
Oder an die Paris-Fahrt zur “Peniche Carrick”, einem Hausboot auf der Seine, von dem einige von uns in Rotwein Laune ins trübe Nass sprangen, ein besonders vorsichtig gewordener H.B. W. aber den Abstieg vom Ufer aus bevorzugte und dabei voll in eine zerschmetterte Champus Flasche trat: Stark blutende riesige Schnittwunde, wieder Blaulicht, diesmal französisch und Wundversorgung ohne Betäubung.
Günter S. wurde Opfer seines Hobbys: verhaftet als Terrorist weil er in der Verbotszone den Film belichtete, einen halben Tag hinter Gittern bis sich seine Harmlosigkeit herausstellte.
Den Vogel schossen zwei Engländer ab, die sich im Schlafsaal der Gruppe Rolf K. einquartiert hatten. Da es in Paris keine “Last order” gibt, waren die Herren entsprechend abgefüllt und verwechselten Rolfs Koffer mit dem Klo. Der dachte, es regnete in der Nacht, doch am Morgen kam das ernüchternde Erwachen, alles Gelb im Koffer, da war was los !!!
Beim Kanalbau der Mühle in Rheurdt hatte der Chef vom Bauamt einen schönen Leitungsplan erstellt, leider aber die Hauptwasserleitung vergessen, die haben wir am Sonntagmorgen gegen 12.00 Uhr, als die Sportler gerade unter der Dusche eingeseift standen, voll getroffen. Meterhohe Fontaine, Dorf ohne Wasser, riesiger Auflauf mit fluchendem Gemeindedirektor und blassem Bauamt-Chef (versteh ich nicht, versteh ich nicht), RWE.
Es gibt noch viele solcher Geschichten, es war eine schöne Zeit im Stamm !!!

Dr. Rüdiger P. (*1950)

 

1977

Osterfahrt der Pfadfinder nach Kopenhagen

In Kopenhagen haben wir ein Floß gebaut. Ich glaube, es waren Michael M., Bernd W., und Udo B., die dann auf einem kleinen Flüsschen damit rumgepaddelt sind und dann abgesoffen waren. Ich habe am Ufer gestanden und habe mich fast totgelacht.

Michael S. (*1962)

Michael M. hat eine Idee. Wir bauen ein Floß. Gut. Nach seinem Plan und seinen Anleitungen und seinen Knoten wurde das Floß dann auch gebaut. Mehrfache Zweifel an der Sicherheit wurden laut. Elve versicherte jedoch, er sei Diplom Pfadfinder und das Floß würde schwimmen. Ja, tat es auch. Aber leider nur bis zur Flussmitte. Dann flogen die Knoten der “Titanic 2” auf, die Tonnen oder Kanister verabschiedeten sich und schwammen an uns vorbei, während wir in den Fluten versanken.

Wolfgang O. (*1962)

Sommerlager in Ommen

Mit einem großen LKW der Union-Getränke wurde das Material und die Lebensmittel für das Sommerlager nach Holland und zurück transportiert. Im Amphitheater des Camps sollte eines Abends ein großes Singen stattfinden, wo auch unsere Pfadfinder etwas beitragen sollten. Beim “Mexiko-Trail” – die erste Strophe war wirklich gut gelungen – stocherten einige der gelangweilten Jufis in den Löchern der Stufen herum. Da es sich hierbei um Wespennester handelte, haben sie sofort die Langeweile vergessen. Die Wespen schwärmten aus und stachen zu. Die Singe-Runde musste abgebrochen werden.
Michael M. hatte sein Nasenfahrrad beim Baden im Schifffahrtskanal verloren. Trotz der ausgesetzten Belohnung von gigantischen 5 Gulden konnte nach intensiv geführten Tauchversuchen kein Erfolg gemeldet werden.

Frank S. (*1964)

Udo B. hatte in Ommen mit einem Holländer etwas Ärger bekommen, und wurde von ihm mit dem Motorrad bis auf den Lagerplatz verfolgt. Udo, ein Riese von einem Kerl, der nie klein beigab, packte den Spiegel des Krades. Der Holländer gab Gas, in dem Glauben, Udo würde schon los lassen. Weg war das Motorrad und Udo hatte den Spiegel.

Klaus-Dieter M. (*1961)

Böses Erwachen eines Morgenmuffels oder: Was passiert mit Langschläfern? – Ein Wechselbad der Gefühle sind die frühen Morgenstunden so um 9.30 Uhr. ---- Nachdem der Käpt’n mit Wonne eine Wanne mit Wasser (Motto: Bereit zu dieser frühen Zeit: WWW) über den Köpfen der Geächteten entleerte. Folge: Spätestens um 9.30 Uhr wilde Hektik in der Kiste mit anschließendem auseinanderstiebenden halbnackten Gesellen, tief in die Wälder flüchtend. So geschehen in Ommen/Niederlande.

Carsten W. (*1964)

 

1978

Osterfahrt nach Chalfont Heights, England

Am 13.03. um 6.45 Uhr begann die Abfahrt zum Duisburger Hbf. Als der Zug um 7.30 Uhr in den Bahnhof fuhr, fehlte noch einer, Markus, was für uns alle unerklärlich war. So fuhr der Zug ohne ihn ab. Im Zug begann dann die Eroberung der Abteile. Diesmal waren die Abteile wieder reserviert. Im letzten Jahr als wir nach Kopenhagen fuhren, ist dieses von der Bundesbahn vergessen worden.
Als der Zug einige Minuten nach 9 Uhr in den Aachener Bahnhof einfuhr, sahen wir ein bekanntes Gesicht auf dem Bahnsteig: Markus. Im Zug erfuhren wir, dass er verschlafen hatte. Dank seines Vaters, der ihn mit dem Auto nach Aachen brachte, konnte er den Zug noch erreichen.
Gegen 13.15 Uhr fuhr der Zug dann in Oostende ein. Die Fähre, das war das Erste, was wir erfuhren, könne Dover wegen einer defekten Landungsbrücke nicht anlaufen. Als Ausweichhafen wurde Folkstone genannt. Nach 6 Stunden langten wir dort an. Durch einen schon öfters vorgekommenen Irrtum unseres Gruppenleiters Rüdiger langten wir an ganz anderer Stelle an, als wo der Zug nach London abfuhr. Dann in großer Hektik, weil der Zug jeden Augenblick abfahren würde, zum anderen Bahnsteig. Noch rechtzeitig den Zug erreicht, gelangten wir in die fast gefüllten Abteile. Nach etwa eineinhalb Stunden kam der Zug in London, Viktoria Station, an. Mit der Underground fuhren wir dann nach Marylebone. Von dort fuhren wir dann nach 50 Minuten Wartezeit nach Gerrads Cross. Dort wurden wir am Bahnhof von Brain (eigentlich heißt er “Brian” – Anmerkung des Lektorats), dem Campverwalter abgeholt. Im Camp angekommen, wo Brain beim Zurücksetzen sich eine Beule in der Rückfront seines Busses eingehandelt hatte, brachten wir dann unser Gepäck in die Häuser.
14.03. – Das Camp besteht aus mehreren Holzhäusern und Zeltplätzen. Zwei der Holzhäuser bewohnten wir. In einem befanden sich die Schlafräume der Jungen, im anderen die der Mädchen, Aufenthaltsraum und Küche sowie die Toiletten. Am Mittag gingen dann einige ins etwa 1,5 km entfernte Chalfont St. Peter, um Geld zu tauschen und erste Postkarten abzuschicken.
15.03. – Nach dem Frühstück brachte uns Brain ins etwa 5 km entfernt liegende Gerrads Cross. Von hier aus fuhren wir nach Marylebone und von dort aus erreichten wir in einem etwa 15-minütigen Marsch Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett. Nach einigem Anstellen gelangten wir dann auch hinein und sahen uns fast 2 Stunden die Figuren aus Wachs an. Anschließend besuchten wir dann noch das Planetarium im gleichen Hause. Von dort aus ging’s zum Regent Park. Nach einiger Zeit traten wir dann von hier aus die Rückreise zum Camp an. Zu unserer Verwunderung stellten wir in Gerrards Cross fest, dass es eine Linienbusverbindung nach Chalfont St. Peter gibt. Hierdurch ersparten wir uns den Fußmarsch über 3,5 km.
16.03. – Auf unserem Programm stand heute Trafalgar Square, Downing Street 10, Big Ben, House of Parliament und Westminster Abbey. Wir fuhren zum Trafalgar Square, wo wir von Unmengen an Tauben überrascht waren. Von hier aus gingen wir dann durch Whitehall am Horse Guards Gebäude vorbei zur Downing Street. Anschließend erreichten wir dann mit Aufenthalt am Big Ben das House of Parliament. Hier hörten und sahen wir einige Teile der Sitzung im House of Commens und im House of Lords. Nachdem wir das House verlassen hatten, suchten wir noch Westminster Abbey auf wo wir allerdings nach 10 Minuten unsere Besichtigung abbrechen mussten, weil geschlossen wurde.
17.03. – Nach dem Frühstück spielten einige Fußball, andere brachten den Aufenthaltsraum in Ordnung. Nachmittags hatten wir im Schulsportzentrum von St. Peter eine Turnhalle gemietet, wo Basketball gespielt wurde. Im Anschluss daran nutzten wir dann die Duschgelegenheiten. Einige gingen dann noch ins Schwimmbad des Zentrums. Abends hatten wir dann die ersten Kontakte mit englischen Scouts.
Am 18.03. machten wir uns gegen 10 Uhr morgens wieder auf den Weg nach London City. Wir fuhren (gingen) zum Buckingham Palace, wo wir noch Teile des Wachwechsels sahen. Vom Palace aus gingen wir dann zum Piccadilly Circus. Am 19.03.78 begannen wir mit einem Tischtennisturnier. Mittags wurde Fußball gespielt. Den Abend verbrachte man wie die meisten mit Tischtennis, Doppelkopf und Skat. Am 20.03. fuhren wir morgens zum Tower. Bevor wir den Tower of London, das älteste Gebäude der Stadt besichtigten, nutzten wir noch die Gelegenheit, die Tower-Bridge zu betrachten.
21.03. – Nachdem wir lange geschlafen hatten, wurde nach dem Frühstück das Haus in Ordnung gebracht. Einige Pfadfinder gingen der Bitte von Brain nach, eine LKW-Ladung Holzpaletten, welche man zu Bauten oder zu Feuer machen benutzen konnte, ordentlich zu stapeln. Der Rest des Tages wurde mit dem Tischtennisturnier oder Gesellschaftsspielen verbracht.
22.03. - Um 9.30 Uhr fuhren wir mit dem Bus nach Oxford. Hier hatten wir fast zwei Stunden Zeit, uns die Stadt anzusehen. Anschließend fuhren wir nach Stratford-upon-Avon, der Geburtsstadt von Shakespeare. Nachdem wir das Geburtshaus besichtigt hatten, konnten wir in der Stadt tun und lassen, was wir wollten. Um 18 Uhr ging die Fahrt dann wieder ins Camp zurück.
23.03. – Gegen 11 Uhr fuhren wir nach London zum Piccadilly Circus. Hier teilten wir uns in mehrere kleine Gruppen und nutzten die Zeit bis 17 Uhr, um Einkäufe zu tätigen und Andenken für die Lieben daheim zu kaufen.
24.03. – An diesem Tag blieben wir im Camp und hatten Zeit, zu tun und lassen, wozu wir Lust hatten. Einige Engländer forderten uns dann zu einem Fußballspiel auf, welches dann auch 6:2 verloren ging. Andere spielten Tischtennis und wieder andere bemalten ausgeblasene Eier und fertigten einen Osterstrauch an.
25.03. – Wir fuhren nach Windsor Castle. Anschließend unternahmen die meisten dann noch einen Bummel durch das herrliche Städtchen Windsor. Am Abend dieses Tages hatten uns dann einige Engländerinnen ein echt englisches Essen bereitet, welches allen vorzüglich mundete
Der Oster-Sonntag, 26.03. begann mit einem fast feierlichen Osterfrühstück. Nach dem Frühstück besuchten wir einen katholischen Ostergottesdienst am Campaltar. Während des Gottesdienstes wurden wir vom Pfarrer aufgefordert, ein deutsches Kirchenlied zu singen, was uns auch gelang. Am Ostermontag, 27.03., hatte jeder die Zeit, um seinen Wünschen nachzugehen. Am Nachmittag zündeten wir dann noch ein Lagerfeuer an, wo noch bis spät am Abend Singer- oder Gesprächsrunden saßen.
28.03. – Heute begann der Aufstand um 5.30 Uhr. Nach dem Frühstück wurde das Haus noch in Ordnung versetzt und um 9.00 Uhr fuhren wir mit dem bestellten Reisebus zur Viktoria Station, wo wir bis zur Abfahrt des Zuges noch eine Stunde Zeit hatten. Glücklich im Zug gesessen begann die Fahrt nach Dover. Nach einigem Kofferschleppen erreichten wir dann die Fähre. Auf der See war strahlender Sonnenschein aber auch sehr unruhiger Seegang. Als wir in Oostende von der Fähre runter waren, hatten wir noch einige Zeit bis zur Abfahrt des Zuges, welche die Fotografen unter uns zu einer Gruppenaufnahme nutzten. Mit der Einfahrt des Zuges um 23.30 Uhr im Duisburger Hbf endete dann die Osterfahrt 78 nach London.

Norbert S., Michael S. (*1962), Michael M.(*1961)

Können Feuerlöscher explodieren? – Diese Frage stellte sich der Sippe “Elch” im “Vereinigten Königreich England” zu Ostern 1978, als einer der Akteure zum ersten Mal in seinem Pfadfinderleben einen Feuerlöscher bedienen musste (Norbert B.), um den Schlafsack von Mitschel T. zu löschen. Der Feuerlöscher öffnete sich etwas abrupt und mit Wucht. Das schnelle Urteil der entsetzt umstehenden Gruppe: Das Ding explodiert!!! Also: Schlafsack weiter schwellen lassen und die vermeintliche Bombe kurzfristig im weiten Abstand zur schutzwürdigen Behausung entsorgen. Moral von der Geschicht: Denken bevor man Entscheidungen trifft und ..... nicht zu nah am Ofen schlafen!

Carsten W. (1964)

Ostern 78 im kalten England: Die englischen Pfadfinder planten gerade, ihren Open-Air-Swimming-Pool, während wir versuchten, nicht zu erfrieren. Ein Gas-Heizofen pro Baracke sollte uns dabei helfen. Besonders Pfadfinderbruder Mitschel war intensiv um Wärme bemüht und schob den Ofen völlig uneigennützig besonders dicht um sein Bett herum, mit der Folge, dass sein aus purem Polyester gefertigter Schlafsack über Nacht verglüht ist. Ein Umstand, den er heute noch zu verdrängen sucht, indem er hartnäckig, aber letztlich aussichtslos das Geschehen mit umgekehrter Rollenverteilung wiedergibt.

Frank S. (*1964)

Auf der Überfahrt nach England standen alle auf den Zwischendecks. Es war raue See, die Toiletten konnten das nicht mehr aufnehmen, was reingespuckt wurde. Es war Gegenwind. Was von oben runterkam, kriegten die untenstehenden mit. Die ihrerseits gaben dann umgehend auch noch was dazu. Es war ein schöner Dominoeffekt und ich war froh, dass ich nichts mit Seekrankheit zu tun habe. Einer von den Opgenhoffs hatte sich eine riesige Toblerone gekauft. Sie war noch nicht ganz drin, da war sie schon wieder draußen.
In England hatte Rüdiger gut unter anderem mit Mitschel und Prof zu tun. Auf dem Weg zum Bahnhof mussten wir mitten über den Golfplatz, weil der eine enorme Abkürzung war. Mitschel und Co. haben dort öfter mal die Sandbunker mit ihren massig mitgebrachten Chinakrachern gesprengt. Die Chinakracher kamen dann auch noch mal während der Löscharbeiten eines Reitstallbrandes zum Einsatz, was uns in einige Schwierigkeiten brachte. “Mitschel-du-bist-das-Gift-der-Truppe” hat dann irgendwann eine geschmiert gekriegt ebenso wie Prof.
Einmal kamen wir aus einer U-Bahn Station heraus und gerieten direkt in eine Demo von Palästinensern. Es gab gerade dicke Schlägereien mit der Polizei und wir plötzlich mittendrin. Rüdiger hatte alle Hände voll zu tun, um uns da wieder herauszubringen und in die U-Bahn zu verfrachten. Das Erlebnis hatte uns ziemlich inspiriert und wir spielten abends in der Baracke Bobbies und Demonstranten mit Fetzerei und Kissenschlacht. Mitschel kam mit dem Feuerlöscher rein und sagte: “Jetzt setzen die Bobbies Wasserwerfer ein”. Noppe B. stürzte völlig entsetzt auf ihn zu und rief: “Bist du eigentlich verrückt!” Schrie dann noch: “Vorsicht, das Ding kann gleich explodieren!” Und warf den Feuerlöscher durch das Fenster, welches leider noch geschlossen war. Der Feuerlöscher entleerte sich einsam auf der Wiese und explodierte nicht.
Zabel (Georg H.) musste ins Krankenhaus, weil er mit Nachhelfen aus einem der ausgelutschten, durchhängenden Etagenbetten “gefallen” war und sich eine Platzwunde zugezogen hatte. Er war später sehr stolz darauf, weil er als einziger einen englischen Impfpass hatte.
Wer weiß, was ich meine, wird sich gern daran erinnern, dass Stengel (Wolfgang S.) öfters mal einen Aufstand machte und die anderen ansonsten großzügig mit seinen Süßigkeiten versorgte.
In Gerrads Cross stieg Prof aus dem noch einfahrenden Zug aus, machte beim Aufprall eine Judorolle und landete mitten in einer Pfütze vor den Füßen des alten Bahnhofsvorstehers, der mittlerweile schon immer die Krise bekam, wenn er uns sah.

Wolle O. (*1962)

Fahrt der Rover nach Israel

Im Mai 1977 legte die Pfadfindergruppe unter Leitung von Rüdiger Pieler im Pfingstlager Marienbaum das Roverversprechen ab. Zu einem Höhepunkt der folgenden Jahre als Rover sollte eine Fahrt nach Israel im Jahr 1978 werden. Geplant war ein dreiwöchiger Arbeitsaufenthalt in einem Kibbuz mit anschließender einwöchiger Rundreise. Doch es kam wieder ganz anders. Der folgende etwas gekürzte Originalreisebericht schildert die kleinen und großen Abenteuer der Reise:
15./16.07. – Endlich war es soweit! Die lang erwartete große Fahrt ins “gelobte Land” konnte nun endlich beginnen und wie üblich, war das Don-Bosco-Heim in Moers der Ausgangspunkt. Um ca. 23. Uhr ging es ab Duisburg Hbf endgültig los und alle nahmen sichtlich bewegt aber doch froh Abschied. Als wir in Tel-Aviv aus dem Flugzeug stiegen, machten wir zum ersten mal Bekanntschaft mit der dort herrschenden Hitze und waren bald nass bis auf die Knochen. Die Hitze übertraf alle unsere Erwartungen und, wie wir später erfuhren, herrschte gerade eine selbst für Israelis ungewohnte Hitzewelle. Zunächst ging es nun aber weiter mit Taxis in unser Hotel Riviera und dabei beeindruckte uns die abenteuerliche Fahrweise der Taxifahrer. In Israel scheint es keine Verkehrsregeln zu geben, sondern nur die lauteste Hupe scheint zur Vorfahrt zu berechtigen. Vollkommen erschöpft nahmen wir Quartier und nach einer erfrischenden Dusche sammelten die meisten von uns im Schlaf erst einmal neue Kräfte.
17.07. – An diesem Tag wurden die ersten Informationen über unseren weiteren Aufenthalt in Israel eingeholt (wir wussten ja inzwischen, dass mit dem Kibbuz-Aufenthalt etwas nicht geklappt hatte) und der sehr schöne Strand von Tel-Aviv und die nähere Umgebung (auch nicht ganz reizlos aber teuer) wurden inspiziert. Das Hotel hatte sich auch als akzeptabel erwiesen und da gerade eine Hitzewelle herrschte, sprangen die meisten natürlich nur zu gerne in die kühlen Fluten des relativ sauberen Mittelmeers.
18.07. – Die Hitze machte doch manchem zu schaffen, und so waren wir froh, als wir in das ca. 800 m hoch gelegene Jerusalem aufbrachen, wo doch ein etwas kühleres Lüftchen wehte. Nach dem recht europäischen Tel-Aviv begeisterte uns die orientalische Altstadt Jerusalems mit den vielen fremdartigen Eindrücken. Durch das Damaskus-Tor gelangten wir über einen besseren Feldweg, auch Haupt- oder Einkaufsstraße genannt, in unsere recht passable Herberge, ein armenisches Hospiz. Den Abend benutzten wir dann gleich, um durch die bunten Basare zu schlendern. Regen Zuspruch fanden so genannte Kaftane, das gängige Kleidungsstück in der Altstadt und dort ein regelrechter Modehit seit über 2000 Jahren; bald waren einige unserer Jungs von Einheimischen nicht mehr zu unterscheiden. Besonderen Spaß machte das Feilschen und Handeln mit den sehr cleveren Händlern, die immer einen “special price for special friends” auf den Lippen hatten. Unser Hospiz lag an dem Weg, den Jesus zu seiner Kreuzigung gegangen ist, der so genannten Via Dolarosa.
20.07. – Inzwischen hatten fast alle, obwohl wir recht vorsichtig waren, die berüchtigte Reisekrankheit, den Durchfall. Bei diesem Klima macht das einen total fertig und das nächtelange orientalische Gedudel beschleunigt auch nicht den Heilungsprozess. Trotzdem besuchten wir am Nachmittag, wenn auch geschwächt, die von vielen Bildern bekannte Omar-Moschee. Die ganze Moschee ist mit wertvollen Teppichen ausgelegt, die nur barfuss betreten werden dürfen und über die sich wohl jede Mutter als Mitbringsel gefreut hätte. Nun ging es aber weiter zum bedeutendsten Heiligtum der Juden, der Klagemauer. Auffällig war, dass den Frauen nur knapp ein Drittel der Mauer zur Verfügung steht, während die Männer den Rest für sich beanspruchen. Unser nächstes Ziel war die Grabeskirche, die mit ihren verwinkelten und verschachtelten Räumen, sowie ihrer zum Teil kitschigen Ausstattung nicht recht überzeugen konnte. Es war aber doch irgendwie ergreifend am Kreuzigungsort, sowie am Grab Christi zu stehen. Am Abend gönnten wir uns alle ein kräftiges Abendessen, um wieder richtig zu Kräften zu kommen.
21.07. – Diesen Tag verbrachten wir mit Faulenzen und jeder beschäftigte sich je nach Gesundheitszustand, mit dem, wozu er Lust hatte. Noch war die erste Krankheit nicht ausgestanden, da machte sich das Doppelkopf-Fieber breit, das bis zum Ende der Fahrt anhalten sollte. Verbissen wurde um jeden Punkt gekämpft, denn als Preis winkte jeweils ein kühle Cola.
22.07. –Inzwischen war klar, dass wir auf keinen Fall in einem Kibbuz unterkommen konnten. Aber es bot sich eine Alternative, nämlich bei Ausgrabungen teilzunehmen und so packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg nach Yoqune-Am-Illit in der Nähe von Haifa. Zunächst enttäuschte uns die Unterkunft, die aus einem Klassenraum der Grundschule bestand, doch das vorzügliche und reichhaltige Essen entschädigte uns dafür.
23.07. – Der Tag begann für uns um halb 4 Uhr morgens und die Arbeit wurde um 4 Uhr aufgenommen (man beachte, es war Sonntag!). Die sportliche Betätigung bestand aus der intensiven Auseinandersetzung mit Schaufel, Spitzhacke, Schutt-Tragetaschen, Schubkarren und ähnlichem Gerät und das Ganze wurde noch durch die Sonne, die sich ab 9.00 Uhr bemerkbar machte, unterstützt. Trotz stärkendem Frühstück schlafften die meisten unserer germanischen Krieger schnell ab und nach heißen Diskussionen beschlossen wir, noch am gleichen Tag über Haifa zurück nach Tel-Aviv zu fahren. Es sollte aber nicht verschwiegen werden, dass die Sache an sich sehr interessant war, denn wann gräbt man schon mal eine alte Kreuzfahrerkirche aus? Dass wir aber für 8 Stunden langer, wirklich harter Arbeit, in einem von Schlangen und Skorpionen verseuchten Gebiet auch noch 8 DM pro Tag und Person bezahlen mussten, gab dann den Ausschlag für den Entschluss, wieder zurückzufahren.
24.-30.07. – Nach den recht aufregenden ersten Wochen ruhten wir eine gleich lange Zeit in Tel-Aviv aus, um uns von den Strapazen zu erholen, und die meiste Zeit davon verbrachten wir am Strand.
31.07. – Heute ging es wieder auf große Entdeckerfahrt und zwar war unser erstes Ziel der südlichste Punkt Israels (außer besetzte Gebiete), die Hafenstadt Elat am Roten Meer. Die 6-stündige Busfahrt dorthin zeigte uns ein völlig anderes Gesicht Israels, nämlich die Wüste Negev. Beeindruckend bzw. lang ersehnt war der Rastplatz mitten in der Wüste, wo wir uns auf die kühlen Getränke stürzten. Elat übertraf aber dann alles, was man vorher an Hitze hat für möglich gehalten... 50° im Schatten, die man aber gerade noch überleben konnte, da die Luftfeuchtigkeit nicht so hoch war. Noch am selben Tag genossen wir die angenehme Kühle des Meeres, das zudem auch noch sehr klar ist.
01.08. – Dies sollte für viele der schönste Tag der ganzen Reise werden. Nach einer Ventilator durch dröhnten Nacht brachen wir am frühen Morgen auf und fuhren zum Unterwasserobservatorium am Korallenstrand. Dort angekommen, versuchten sich zunächst Charly und Elch als “Dromedarbändiger”. Anschließend bestaunten wir die buntesten Pflanzen und Fische in den Aquarien, unter anderem sogar einen kleinen Hai. Dann ging’s unter die Wasseroberfläche, und wir konnten durch die Fenster des Observatoriums das Leben unter Wasser im Roten Meer beobachten. Das genügte uns aber nicht und so ließen wir uns mit Schnorchel, Maske und Flossen ausrüsten, um selbst zwischen den fantastischen Fischen und Korallen herum zu schnorcheln; ein Erlebnis, das man nie vergessen wird! – Die auf einer solchen Fahrt unvermeidlichen Zwischenfälle waren, dass Elch einem Seeigel die Hand geschüttelt hatte und Kiki seine Schlappen verlor und darüber hinaus auch noch eine defekte Flosse zu bezahlen hatte.
02.08. – Das Taucherlebnis des Vortages wirkte so nach, dass einige beschlossen, dieses Erlebnis zu wiederholen. Die anderen unterlagen größtenteils wieder der Seuche des Doppelkopfspiels und alle bedauerten es sehr, als wir am frühen Nachmittag wieder den Bus bestiegen und Elat verlassen mussten. Fahrtziel war diesmal En-Gedi am Toten Meer und so schaukelten wir wieder einmal durch halb Israel. Die Jugendherberge liegt unmittelbar am Toten Meer und das gute Abendessen päppelte uns wieder auf. Einige ganz hartnäckige konnten es sich nicht nehmen lassen, noch am selben Abend in die salzigen Fluten zu stürzen – ebenfalls ein unvergessliches Vergnügen. Weiterer markanter Punkt dieser Fahrt war die alte Festung Massada.
03.08. – Der nächste Tag hatte einen weiteren Höhepunkt auf Lager. Ganz in der Nähe der Jugendherberge liegt ein prachtvoller exotischer Naturpark. Mitten in der Wüste befindet man sich plötzlich in einem Dschungel mit fantastischem Wasserfall und einem kleinen kühlen See (David Falls). Nach dieser kleinen Episode machten wir uns wieder auf den Heimweg und über Beer-Sheva gelangten wir wieder glücklich nach Tel-Aviv.
09.08.78 – Da wir nun halb Israel kannten, ließen wir es uns nicht nehmen, noch den Süden des Landes kennen zu lernen, und so fuhren wir nach Tiberias am See Genezareth. Diese Gelegenheit nutzten einige, um zu dem in der Nähe gelegenen Kibbuz Ashdot-Jaakov zu fahren, der eigentlich unser ursprüngliches Reiseziel für 3 Wochen werden sollte. Einige Papiere wurden dort ausgetauscht und gleichzeitig konnten sie das Kibbuz besichtigen. Alles machte einen gepflegten und sauberen Eindruck und auch der dortige Swimmingpool wurde sofort genutzt. Obwohl diese Fahrt inzwischen den Eindruck einer Erholungsreise erhalten hatte, was einstimmig begrüßt wurde, ärgerte man sich doch ein bisschen, dass es mit der Arbeit in diesem vorbildlichen Kibbuz nicht geklappt hat.
11.-13.08. – Die letzten Tage wurden genutzt, um sich die nötige Bräune zu holen und voller Ungeduld wurde der Tag der Abreise erwartet. 4 Wochen sind eine lange Zeit und alle waren froh als endlich der Tag der Abreise da war. Außer einer Verzögerung in München ging alles glatt und bald waren wir wieder in unserer kühlen und schönen Heimat. So gegen 4 Uhr morgens trafen wir wieder in Moers ein und jeder hatte einige Reiseabenteuer hinter sich, an die er noch gerne zurückdenken wird. Auf unsere glückliche und unversehrte Heimat wurde eine Woche später noch ein Fass Bier geleert, für das wir dem edlen Spender danken.
Es waren mit dabei: Heinz-Christian B., Olli B., Markus F., Jo F., Pillhuhn J., Charlie M., Jürgen M., Stefan O., Hans-Bernd W., genannt der Elch, Norbert Niemand S., Kikki S., Günter S., Waldemar, Jörg – Thünn – V., Chris, H-.J. M., bekannt auch unter dem Namen Dressie, BIG BOSS Rüdiger P., dem für die geleistete Arbeit besonders zu danken ist.

Markus F. (*1960), Joachim F. (*1952), Norbert S.

Joachim F. hatte sich in Israel einen Fußpilz eingefangen und badete seine infizierten Füße in einem Eimer mit “Kalium Permanganat” oben auf der Terrasse des Hotels in Tel Aviv. Als er mit der Prozedur zu Ende war, schüttete er die Suppe in das Regenrohr, welches, wie in Israel üblich ist, auf dem Bürgersteig endet. Der Bürgersteig von Tel Aviv ist heute noch blau.

Dr. Rüdiger P. (*1950)

In Israel hat man mir 3 mal am Strand meine Schuhe oder Schlappen geklaut, so dass ich immer zum Bus rennen musste, um mir im heißen Wüstensand und dem heißen Asphalt nicht meine Füße zu verbrennen.

Wolfgang S (*1962)

Markus und Jo F. hatten unheimliche Angst vor Fußpilz und natürlich erwischte es sie auch. Einmal kippte die rote Desinfektionsflüssigkeit um und lief am Balkon herunter. Die Polizei kam, weil sie dachte, ein Verbrechen sei geschehen.
Ein Tag bevor wir zum Kamelmarkt kamen, gab es dort einen Bombenanschlag. In Moers eingegangene Postkarten vom Markt ließen große Elternsorgen entstehen.
Während einer Busfahrt wurden wir mit gezogenen Waffen kontrolliert. Weil ich nicht gleich alles verstanden hatte und anders reagierte als wohl gefordert war, hielt mir einer der Soldaten sofort die MP an den Kopf . Mir war ganz schön mulmig.

Heinz-Christian B. (*1960)

Sommerlager in Wevelsburg

Zum Sommerlager Wevelsburg sind wir damals mit zwei Gruppen hingefahren, Pfadfinder und Jungpfadfinder. Die Burg war bewohnt von einer Ferienmaßnahme aus Recklinghausen, und wir zelteten unterhalb der Wevelsburg. Als wir eines morgens zu einer Wanderung aufbrachen, ließen wir unser Lilienbanner am Mast hängen. Roland V. meinte, es würde schon keiner klauen. Dem war aber nicht so, die Bewohner der Burg hatten sie eingeholt und versuchten, uns ein Lösegeld zu entlocken. Als sie nun ihrerseits auf Tour waren, haben wir die Burg gestürmt. Zwei große Zeltsäcke voll gestopft mit Bettwäsche wurden aus dem Fenster des Turms geworfen. Abends am Lagerfeuer fand dann ein freundschaftlicher Austausch statt: Banner gegen Bettwäsche.

Michael M. (*1962)

Nach vielen Regenfällen hatten wir ein richtiggehendes Matschlager unten vor der Wevelsburg, wo unsere Stiefel richtig zur Geltung kamen. Die Aktion zur Befreiung unseres Lilienbanners durch Bettzeug-Entführung hat mir viel Freude gemacht.

Thomas P. (*1964)

Während die Rover mit Rüdiger P. nach Israel fuhren, waren die Wölflinge, Jufis und Pfadfinder zum Sommerlager ins Paderborner Land gefahren und mussten daher leider auf deren Anwesenheit verzichten. Es war ein sehr schönes Sommerlager, und von all den tollen Erlebnissen bleiben mir folgende Dinge besonders im Gedächtnis:
Quer durchs Lager führte eine Überlandleitung. Wie immer, wurde viel gebolzt. Einmal flog der Ball in die Stromleitung und es gab einen enormen Knall. – Super!! Mal sehen ob wir das nicht wiederholen können. Mit dem Fußball war das schwer, da nur Zufallstreffer. Findige Jufis setzten dann Stöcke ein. – Fade Limonade fanden wir Pfadis. Kleine Erinnerung an die Physikstunde und eiserne Heringe und Zeltstangen brachten den gewünschten Effekt: Außer Knall auch noch Funkenregen! Der Olle hatte seine liebe Mühe, die Lage wieder in den Griff zu bekommen.
Nach unserem unvergesslichen Hike zu Fuß, mit Bollerwagen, mit der Bahn und mit Kajaks im Weserbergland marschierten wir voller neuer Eindrücke zum Lagerplatz zurück. Schon von weitem sahen wir, dass unser Banner nicht am Mast hing. Im Lager angekommen, erfuhren wir, dass eine Jugendgruppe aus der DJH Wevelsburg unsere Fahne geklaut hatten. Folgendes war passiert: Die Leiter besagter Gruppe hatten Michael M. gebeten, das Banner doch mal runterzuholen, damit sie es sich besser anschauen konnten. Die Fahne war doch sooo schön. Michael fiel natürlich darauf herein und musste miterleben, wie die anderen sich mit unserem Banner aus dem Staub machten. Lösegeldforderungen in Form von xxx Limo- und Bierkästen waren auch schon eingegangen. Für uns stand fest: Wir zahlen niemals. Ging doch stark gegen unsere Ehre.
Am nächsten Tag machten die aus der Wevelsburg einen Tagesausflug und marschierten hämisch grinsend an uns vorbei. Jetzt hieß es handeln. Aus Draht wurde ein Dietrich gebogen. Mit den großen Zeltsäcken von Zirkus-, Jufi- und Küchenzelt ging’s ab auf die Wevelsburg. Wir kannten uns gut aus, weil wir hier jeden Tag unser Mittagessen bekamen. Bald waren wir im richtigen Trakt angekommen. Unsere “Nachschlüssel” brauchten wir gar nicht, weil die Türen offen waren. In Windeseile wurde fast sämtliches Bettzeug in die Zeltsäcke gestopft bis nichts mehr rein ging. Damit wir mit den Plörren nicht am Herbergsvater vorbei mussten, warfen wir die Säcke einfach aus dem Fenster. Genial, denn die Säcke rollten von ganz allein fast bis ins Tal und in unser Lager.
Am Abend kehrte die Gruppe zurück. Wir blieben ganz gelassen. Als sie in der Burg verschwunden waren, zogen wir einen Teil der Bettwäsche am Bannermast hoch. Eine halbe Stunde später hatten wir dann unser Banner wieder.
Der Olle holte jeden Morgen frisches Brot vom Bäcker. Einmal war es noch ganz warm. Leider kriegten wir mit keinem Brotmesser die Kruste durch. Mitschel hatte eine Idee. Wir nehmen eine Säge. Gesagt, getan. Die Brotscheiben fielen an diesem Morgen zahlenmäßig knapp aber recht üppig aus. So wurden alle satt.

Wolfgang O. (*1962)

Nikolaus in der Jugendherberge Hinsbeck

Es war am Nikolauswochenende 1978. Der ganze Stamm fuhr nach Hinsbeck in die Jugendherberge. Tagsüber waren Geländespiele und Wandern angesagt, aber erst richtig spannend wurde es nachts. Wir hatten mit 8 Mädchen ein Zimmer und Anita T. war unsere Gruppenleiterin
Als dann Nachtruhe angesagt war, versuchte ich als Kornett meine Gruppe erst mit Vorlesen von Gespenstergeschichten zur Ruhe zu bringen, was aber nur so lange funktionierte, bis die ersten Jufis, natürlich verbotenerweise, in unserem Zimmer auftauchten, dann war für die nächste Stunde ein reger Besucherverkehr über den Flur angesagt. Natürlich bekamen die Leiter das mit. Und ausgerechnet als sich ein Jufi über Gabi M. gebeugt hatte und dabei war, ihr das Kaugummi aus dem Mund zu pulen, kam Anita rein.
Sie war schockiert, weil es wohl von der Tür aus ganz anders ausgesehen hat, als es wirklich war. Unter ziemlich wütendem Geschimpfe nahm sie Gabi mit der Androhung mit, dass das letzte Lager gewesen wäre, wo sie mit dabei gewesen ist. Gabi sollte dann bei Anita schlafen.
Daraufhin war erst einmal für eine halbe Stunde Ruhe. Bis auf einmal ein Rascheln vor der Türe begann und jemand von oben bis unten mit Toilettenpapier eingewickelt, ins Zimmer kam. Es tönten natürlich einige spitze Schreie, die auch Anita wieder auf den Plan riefen.
Es stellte sich heraus, dass es Wolfgang O. war, der in dieser Verkleidung mitten in unserem Zimmer stand. Anita griff wieder zu der bewährten Strafe; auch Wolfgang musste in ihrem Zimmer schlafen. Da sie durch das raschelnde Toilettenpapier aber keinen Schlaf fand, durfte Wolfgang während der Nacht wieder in sein eigenes Zimmer umziehen.
Sonst ist, glaub’ ich, nicht viel Aufregendes passiert, außer dass wie in jedem Lager meine Brille dran glauben musste, diesmal wegen der Wölflinge und dass Michael M. im Aufenthaltsraum rückwärts durch das geschlossene Fenster fiel.
Also alles in Allem, ein ganz normales Lager mit viel Spaß.

Corinna M.-D. (*1965)

 

1979

Pfingstlager in der Bönninghard

Ich glaube, es war im Pfingstlager in der Bönninghard, wo meine Mädchen sich vorgenommen hatten, mich zu ärgern. In Moers hatten sie sich mit reichlich Chipsen und Kaugummi eingedeckt. Nachts, wenn alles still ist, sind bekanntlich Chipse, die zerkaut werden, so laut wie Kanonenschüsse. Besonders Gabi M. und Corinna M. haben sich damit hervorgetan. Ich hätte sie erschlagen können.

Anita T.-R.

Mitschel T. hatte die Gitarre nachts draußen liegen lassen. Als sein Vater Gerd am nächsten Morgen in unserem Zelteingang hockte und uns mit dem Lied “Im Frühtau zu Berge” wecken wollte, sang der Steg: “Nehmt Abschied Brüder, ungewiss...” und flog Gerd mitsamt den Seiten um die Ohren. Gottseidank ist ihm nichts passiert, aber wir haben geschrieen vor Lachen.

Wolfgang O. (1962)

Sommerlager im Brexbachtal

Wir hatten hier viele Regentage. Das Dach unseres Küchenzeltes war durch eine Gaslampe in Brand geraten. Dass es ein kleines Loch wurde, war dem Küchenpersonal zu verdanken
Unsere Mädchen waren sehr unruhig, dass Vater Theo Marissen nur sagen konnte: “Hau ihnen einen langen Nagel durch den Fuß, damit sie sich nur noch im Kreis drehen können.”
Traurig war, dass ein tschechischer Pfadfinder in der Brex verstarb. Er war herzkrank und wurde mit einem Rettungshubschrauber abgeholt.
Als Leiter hat man fremden Kindern gegenüber eine besondere Verantwortung und muss größere Vorsicht walten lassen als zuhause.
So klagte in der Nacht nach dem Elternbesuchstag ein Jungpfadfinder (Marc Pa.) über heftige Bauchschmerzen. Was tun? Also Käpt’n den Jungen ins Auto, zum Krankenhaus nach Bendorf. Einweisung: Verdacht auf Blinddarm. Benachrichtigung der Eltern am nächsten Morgen. Die kamen aus Moers, bekamen ihren Sohn mit nach Hause, zur Vorsicht. Blinddarm war es nicht!
Im Zelt fanden wir nach seiner Abreise eine Kiste Birnen, die er laut Zeltmitbewohnern, nach dem Abendessen hätte verteilen sollen. Die Hälfte der Birnen hatte er schon selbst gegessen, und Blähungen können sehr schmerzhaft sein, wie jeder ja wohl weiß. Nach 2 Tagen kehrte er gesund und munter ins Lager zurück. Also: Ende gut, alles gut!

Brigitte K. (*1944)